Geschichte der Gemeinde Mistelgau
Der Ort galt aufgrund seiner zentralen Lage immer schon als Mittelpunkt des Hummelgaus. Neben Gesees zählt er zu den beiden Altdörfern im westlichen Bayreuther Landkreis.
Die Heranziehung der altfränkischen Gerichtsverhältnisse des Hummeldings (Hommelgeding = altes Hundertschaftsgericht) und des Heymals (= Rügeversammlung der Gerichtsgemeinde), ergab, dass sich die Hummelbauern etwa 700 n. Chr. hier angesiedelt haben dürften. Über den sogenannten Würzburger Weg, der anhand von Ortsnamen mit "hunt" nachvollziehbar ist (Hundshübel, Hundsbach usw.), sind sie wohl aus ihren Stammesgebieten um Mosel und Mittelrhein eingewandert. Auch bei Mistelgau gibt es einen Hundshof, der wohl der Sitz eines Hundertschaftsführers gewesen war.
Ebenso verstärken karolingische Gräberfunde in Mistelgau sowie Hügelgräber an der Spiegelleite (Hallstattzeit) diese Theorie.
Zwei Flurstücke, Haypuhl in Mistelbach und Hundsumkehr (Forstrevier bei Altenhimmel) erinnern heute noch an fränkische Vorfahren. Auf den Doggerrandhöhen (Altenhimmel= altes Heymal) und auf dem Schobertsberg (früher Schachberg) dürften sie die niedere Gerichtsbarkeit ausgeübt haben. In den Weistümern J. Grimms taucht auch der Name Hummelvolk für die Schöffen des Hummeldings auf.
Untersuchungen ergaben weiter einen Würzburger Altzehnt auf Mistelgauer Flur (d. h. eine Besiedlung vor 1000 n. Chr., Zehntgabe an Würzburger Bischof) sowie die typisch fränkische Dreizelgenteilung auf alten Feldern. Familiennamen aus Land- und Lehenbüchern (von 1386 - 1398 und 1421), wie Ottelmann, Sluckanz, Vetter, Geiselhere, sind durch die vielen Bevölkerungsumschichtungen in Mistelgau vollkommen verloren gegangen. Als ältester Familienname hat sich der Name Schamel (1421) erhalten.
Der Ortsname Mistelgau selbst dürfte wohl auf die Schmarotzerpflanze Mistel zurückzuführen sein. Auf der Spiegelleite oder Kulmleite stand bis 1780 ein großer Eichenwald, auf dessen Bäumen die Mistel ihr Dasein hatte.
Zeittafel
1379 | Erste urkundliche Erwähnung Mistelgaus: "Heinz Macher an einem Pferdediebstahl beteiligt" (nach F.C. Seggel) |
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ab 1386 | Sitz der adeligen Heybscher: "Ulrich Heybscher hat daselbst (Mistelgew) ein Haus und ein Hofstat." |
etwa 1421 | Sitz der adeligen Heynolt: "Hermann Heynolt hat empfangen ein hof gelegen zu Mistelgew mit seiner zugehorung, item ein hof Franckenhag genante mit seiner zugehorung unter Mistelgew gelegen ..." |
1422 | Kirche zum ersten mal erwähnt. Fast alle historischen Quellen werden vernichtet durch Hussiteneinfälle 1433, Bauernkrieg 1525, Markgrafenkrieg 1552, Dreißigjährigen Krieg 1618 und Siebenjährigen Krieg 1756. |
1634 | Mehr als die Hälfte der Bevölkerung stirbt an der Pest. |
1791 | Hummelgau wird preußisch (Markgrafschaft an Preußen abgetreten). |
1806 | Mistelgau (am Kühanger) Aufmarschgebiet französischer Artillerie unter Napoleon gegen die Österreicher. |
1836/44 | Charakteristische Fachwerkbauten werden durch Großbrände vernichtet. |
1851 | Max II. von Bayern besichtigt Ort und Kirche, logiert bei M. Roder Hausnummer 55. |
1904 | Einweihung der Bahnlinie Bayreuth - Hollfeld, Bau von Stromnetz, Käsefabrik, Sägewerk und Ölschieferwerk |
1961 | Einweihung des ersten Kindergarten in der Schulstraße 6 |
1965 | Einweihung der neue Volksschule Mistelgau |
1972 | Durch die Gebietsreform werden Seitenbach, Engelmeß, Truppach, Mengersdorf, Frankenhaag, Plösen, Gollenbach, Wohnsgehaig eingemeindet. |
1974 | Stillegung der Bahnlinie Bayreuth - Hollfeld |
1975 | Einweihung der Katholischen Kirche St. Peter und Paulus in Mistelgau |
1977 | Einweihung der Turn- und Sporthalle Mistelgau in der Schulstraße 19 |
1977 | Gründung des Abwasserzweckverbandes zur Abwasserbeseitigung Truppachtal durch die Gemeinden Mistelgau, Glashütten und Obernsees sowie die Gemeinde Eckersdorf für den Ortsteil Busbach |
1978 | Gemeinde Obernsees wird eingemeindet |
1978 | Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Mistelgau durch die Gemeinden Mistelgau und Glashütten |
1980 | Einweihung der Kläranlage Truppachtal |
1983 | Gründung der Firma Hermos |
1985 | Bau des neuen Rathauses |
1988 | Bau des neuen Kindergartens Mistelgau in der Krippleinstraße 10 |
1993 | Beginn des Ausbaues der Wasserversorgung für die Gemeinde Mistelgau |
1998 | Einweihung der Therme Obernsees |
2003 | Einweihung des "NaturKunstRaum" Neubürg |
2003 | Abschluss der Ausbauarbeiten der Wasserversorgung für die Gesamtgemeinde Mistelgau |
2004 | 3.545 Einwohner - Gemeindefläche ca. 3.900 ha |
2005 | Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses Mistelgau |
2006 | Einweihung des Rot Kreuz - HVO Heimes im ehem. Feuerwehrgerätehaus Mistelgau |
2010 | 3.838 Einwohner mit Hauptwohnsitz - Gemeindefläche 39,40 km² |
2010 | Erweiterungsbau des zweiten Kindergartens Mistelgau mit Kinderkrippe in der Krippleinstraße |
2010 | Eingemeindung von gemeindefreiem Gebiet "Sailerstal" - Gesamtfläche jetzt 40,51 km² |
2013 | Einweihung der Kulturscheune Obernsees |
2015 | Beantragung der Eingemeindung von gemeindefreiem Gebiet "Löhlitzer Wald" |
2015 | 3.737 Einwohner mit Hauptwohnsitz - Gemeindefläche 40,51 km² |
2016 | Erweiterungsbau des zweiten Kindergartens Mistelgau um ein weiteres Gebäude in der Andreas-Förster-Straße |
2019/20 | Energetische Sanierung der Schule und Turnhalle Mistelgau |
2020 | 3.880 Einwohner mit Hauptwohnung - Gemeindefläche 40,51 km² |
2020/21 | Bau des neuen Kindergartens Mistelgau in der Krippleinstraße 16 |